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Mit seiner Förderprogrammfamilie „Innovation & Strukturwandel“ zielt das BMBF darauf, wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationspotenziale in Deutschland zu unterstützen. Mit „Innovationen“ wird vom BMBF sowohl eine positive Wirkung auf den Wohlstand als auch auf die Lebensqualität verbunden, d.h. es geht nicht allein um wirtschaftliches Wachstum, sondern um einen gesellschaftlichen Nutzen im weiteren Sinne. Die Programmlinie REGION.innovativ widmet sich nach den Themen „Arbeitswelten der Zukunft“ und „Kreislaufwirtschaft“ nun dem Thema „regionale Faktoren für Innovation und Wandel“. Die Maßnahme zielt insbesondere auf strukturschwache Regionen. Es wird davon ausgegangen, dass es ungenutzte Innovationspotentiale gibt, und dass es eines besseren Verständnisses der großen Komplexität von Innovationszusammenhängen bedarf, um dort Innovationen aktiv anstoßen und gestalten zu können.
Der Auftrag des BMBF an die geförderten Projekte ist somit laut Förderbekanntmachung, 1) neue Erklärungsansätze für Innovationen zu finden, 2) Innovationspotenziale zu entdecken, und 3) „Instrumente zur Förderung von insbesondere an gesamtgesellschaftlichem Nutzen und Nachhaltigkeitszielen orientierten Innovationen in strukturschwachen Regionen“ zu entwickeln.
Die geförderten Projekte
Gefördert werden insgesamt 14 Forschungsprojekte, die meisten sind Verbundprojekte mit mehreren forschenden Partnern und ggf. Praxispartnern. Die Projekte arbeiten empirisch, und zwar mehrheitlich mit qualitativen Methoden im Rahmen regionaler Fallstudien. Schauplatz sind Regionen, die als GRW-Fördergebiete eingeordnet sind, die also im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ von der Bundesregierung gefördert werden. Diese Gebiete liegen überwiegend in ländlichen Regionen, die neuen Bundesländer gehören fast komplett dazu, aber auch Gebiete im Nord-Westen Deutschlands, sowie Südniedersachsen, Nordhessen, Teile des Ruhrgebiets und entlang des Rheins bis hinab ins Saarland. Eine Mehrheit der geförderten Projekte legt das Augenmerk auf das Zusammenwirken von Akteuren, die in solchen Gebieten vorhanden sind und Innovationen tragen bzw. tragen könnten. Im Sinne der Fördermaßnahme sind die Projekte transferorientiert, d.h. sie zielen auf die Erarbeitung übertragbarer Ergebnisse und deren Verbreitung durch verschiedene Formate („Innovations-“, „Transfer-“ bzw. „Transformationswerkstatt“, Planspiel, Policy-Wegweiser, etc.). Häufig sind von vornherein Landkreise, Kommunen, Organisationen, usw. als Praxispartner eingebunden.
Ein Teil der Projekte arbeitet schwerpunktmäßig an einem besseren Verständnis für regionale Innovationsfähigkeit: Es werden wichtigen Einflussfaktoren identifiziert und es werden Indikatoren entwickelt, um Innovationsaktivität zu messen. „Warum schaffen einige Regionen einen quasi »geräuschlosen« Strukturwandel ohne wirtschaftliche und soziale Verwerfungen?“, fragt etwa das Projekt Gis, das vom IAT geleitet wird. Ein Konsens besteht projektübergreifend, dass die sonst im Fokus der Innovationsforschung stehenden Akteure Wirtschaft und Wissenschaft ihre Innovationsaktivitäten auf der Basis eines gesellschaftlichen Fundaments durchführen, das von verschiedenen Akteuren hergestellt wird, und das je nach Region gute oder weniger gute Ausgangsbedingungen für Innovationshandeln bietet. Die Förderlinie spricht von „regionalen Innovationsökosystemen“, die sowohl direkt als auch indirekt an Innovationen beteiligte Akteure umfassen. Diese Akteure gilt es zu aktivieren (siehe das Projekt EISR, Leitung: Universität Leipzig), zu stärken (siehe auch das Projekt HIDDEN unter Leitung des Wuppertal Instituts) bzw. deren Zusammenspiel zu verbessern. Einige Projekte haben einen speziellen thematischen Fokus, etwa auf das Thema Solidarische Landwirtschaft (Nascent SolaRegio, Leitung: Universität Siegen) oder Pflege auf dem Land (inCAREgio, Leitung: Humboldt-Universität zu Berlin).
InReSo in der Förderlinie
Das SOFI-Projekt InReSo stellt die Frage ins Zentrum, wie Soziale Orte zu Innovationen in der Peripherie und damit zu regionaler Entwicklung beitragen. Es ist somit anschlussfähig an alle Projekte der Förderlinie, die die Akteure „regionaler Innovationsökosysteme“ erforschen: Welche Rolle wird Sozialen Orten hier zugedacht? Auch die Betonung nicht-wirtschaftlicher Innovationen und „sozialer Innovationen“ verweist auf Soziale Orte, die ggf. selbst als lokale Innovation gelten können, die das Leben vor Ort verbessern, oder aber – so unserer These – den Boden für weiteres Innovationshandeln bereiten. Initiativen solidarischer Landwirtschaft bzw. innovativer Pflegeeinrichtungen auf dem Lande könnten ggf. selbst Fallbeispiele Sozialer Orte sein.
Eine Gelegenheit zur Vernetzung zwischen den Projekten der Förderlinie bietet eine Tagung am 31.8. und 01.09. in Berlin. Die Projekte diskutieren dort ihr Innovationsverständnis und tauschen sich zur Rolle unterschiedlicher lokaler Innovationsakteure aus.
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